Wissen - Nothilfe beim Wandern
08.10.2021

«Berg Heil!» – so geht Nothilfe in den Bergen

Das Wandern und Biken in den Bergen nimmt rasant an Beliebtheit zu, analog dazu aber auch die Zahl der Unfälle. Schon leichte Verletzungen können dazu führen, dass die Betroffenen sich nicht mehr selbst aus ihrer misslichen Lage retten können. Ein Notruf muss abgesetzt werden.

In diesem Beitrag erfährst du alles, was du zur Nothilfe in den Bergen wissen musst und wie du dich selbst am besten auf mögliche Notsituationen vorbereiten kannst.

Wandern ist die beliebteste Sportart in der Schweiz

Hast du dieses Jahr schon 15 Wanderungen unternommen? Laut dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) ist dies der Durchschnitt an Bergtouren, die die Schweizer Bevölkerung jährlich unternimmt. Die neue Popularität ist besonders auf Corona zurückzuführen. Seit dem Ausbruch der Pandemie folgen immer öfters auch Gelegenheitssportler*innen dem Ruf der Natur und wagen sich in unebenes Gelände. Nicht ganz ohne Folgen: Gemäss dem SAC häufen sich die Unfälle am Berg. Im Jahr 2020 mussten in den Schweizer Alpen und im Jura 3471 Menschen aus einer Notlage geborgen werden.

Rechtzeitig Hilfe holen ist das Richtige

Auch wenn die Bitte nach Hilfe einiges an Überwindung kosten kann; manchmal ist sie unausweichlich. Bereits ein umgeknickter Fuss oder das Fehlen von genügend Energie, kann in den Bergen den Abstieg schier unmöglich machen.

Statt sich lange zu quälen, Panik zu bekommen oder die Verletzung, beim Versuch sich selbst aus der misslichen Lage zu retten, noch zu verschlimmern, ist es meist das einzig Richtige den Notruf zu wählen. Das ausgebildete Fachpersonal der Notrufzentrale ist darin geschult, Situationen einzuschätzen. Sie können dir sagen was zu tun ist und ob, eine professionelle Hilfe benötigt wird.

Damit du für einen Unfall in den Bergen gewappnet bist und weisst, wie du schnell Hilfe holen kannst, empfiehlt es sich, dich vorab über die Nummer der Bergrettung des jeweiligen Alpenlandes zu informieren. Während du den Rettungsdienst europaweit unter der Nummer 112 anfordern kannst, steht in der Schweiz insbesondere die 144 für den Notruf.

Jedoch wirst du auch unter den Nummern der Polizei (117), Feuerwehr (118) oder Rega (114) sofortige Hilfe erhalten.

Mit etwas Vorbereitung zum Ziel

Genau wie das passende Schuhwerk gehört auch die richtige Tourenauswahl zur Vorbereitung auf einen sorgenfreien Wandertag. Alle aktiven Alpinisten haben einmal klein angefangen, die Routen sollten unbedingt auf die eigenen Kenntnisse und Ausdauer angepasst werden. Respektive auf die Fähigkeiten des unerfahrensten Mitglieds der Gruppe.

Kennst du deinen Weg, bist du im Notfall auch in der Lage, einen Notruf effizient abzusetzen. Denn natürlich muss der Rettungsdienst wissen, wo die hilfebedürftigen Personen sich befinden. Apps wie «EchoSOS» oder die «Rega-App» ermöglichen es, durch deine Erlaubnis, der Notrufzentrale deine genauen GPS-Koordinaten mitzuteilen. Neben der Standortübermittlung, führen sie noch etliche weitere tolle Features wie ein Notfallpass, Aktivitätsüberwachung usw.

Für jeden Fall bestens ausgerüstet

Ein Feature, das in keinem Wanderrucksack fehlen sollte, ist die Notfallapotheke. Sie nimmt wenig Platz weg, kann sich jedoch schon bei kleinen Verletzungen, Abschürfungen oder Schnitten als sehr hilfreich herausstellen. Neben Pflastern, Verbänden und Wunddesinfektionsmittel, sollte sich darin auch eine Rettungsdecke sowie Einweghandschuhe und evtl. eine Beatmungsmaske befinden.

Kommt es tatsächlich zu einem unverhofften Unfall, kannst du damit die Patient*innen bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts vor Wärme oder Kälte schützen und im äussersten Notfall sogar wiederbeleben.

Selbst Nothilfe braucht Übung

Die Wanderapotheke ist eingepackt, doch wie setzt man im Ernstfall schon wieder einen Druckverband oder führt eine Reanimation durch? Grundsätzlich gilt in der ersten Hilfe: Nichts ist schlimmer, als nichts zu tun. Versuche in der Notsituation, auch wenn dir das Herz bis zum Hals schlägt, Ruhe zu bewahren, mit Patient*innen und dem Notruf klar und deutlich zu kommunizieren und wenn immer möglich, weitere Personen am Unfallort mit einzubeziehen.

Genau wie das Wandern braucht auch Nothilfe Übung. Ein gutes Erste-Hilfe-Wissen bleibt am besten durch regelmässige Wiederholung erhalten. Möchtest du gerne gezielt an deinen Nothilfe-Kenntnissen arbeiten und mehr Sicherheit im Umgang mit Notsituationen erlangen, ist der Besuch eines Nothilfekurses immer eine wertvolle Sache. Hier trainierst du in angenehmer Atmosphäre, ganz ohne den Druck einer Ernstsituation, Unfallorte richtig einzuschätzen, verletzte Personen zu betreuen und Nothilfe zu leisten; von der Seitenlage, über die Verarztung von Wunden bis hin zur Herzdruckmassage.

Ausgerüstet mit einem guten Nothilfe-Wissen im Kopf, der richtigen Ausrüstung auf dem Rücken und einem genauen Ziel in den Füssen, steht deinem nächsten Ausflug ins Traumpanorama nichts mehr im Weg. Viel Vergnügen!